Was ist TFP?

TFP – Übertragungsfokussierte Psychodynamische Psychotherapie

1. Allgemeines

Die Übertragungsfokussierte Psychodynamische Psychotherapie (Transference-focused psychotherapy TFP, Yeomans e.a. 2017, Martius 2011, Doering 2016) ist eine wissenschaftlich überprüfte psychodynamische Therapie zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen.

TFP geht davon aus, dass sich in der therapeutischen Beziehung die Auswirkungen von belastenden Beziehungserfahrungen, Probleme mit dem Selbstbild (der Identität), und nicht hilfreiche Bewältigungsstrategien (sog. Abwehrmechanismen) im Rahmen von Übertragung und Gegenübertragung unmittelbar zeigen und bearbeitet werden können. Die Schwierigkeiten des Patienten werden also als eine im „Hier und Jetzt“ stattfindende unbewusste Wiederholung problematischer Beziehungserfahrungen aus der Vergangenheit angesehen. Diese zeigen sich in der therapeutischen Arbeit, können beobachtet, benannt und im „Hier und Jetzt“ gemeinsam untersucht werden. Dadurch finden sich möglicherweise hilfreiche Hinweise für das eigene Erleben und Handeln.

Hinweise für Probleme mit der Identität ergeben sich, wenn man die Patientinnen und Patienten befragt, wie sie sich selbst und andere sehen und erleben. Dabei zeigen sich eventuell mehr oder weniger große Schwierigkeiten, sich selbst und wichtige Andere genauer wahrzunehmen und zu beschreiben. Nach aller Erfahrung hat dies nachteilige Folgen für zwischenmenschliche und intime Beziehungen sowie in Arbeit, Beruf und Freizeit.

2. Für wen ist TFP geeignet?

TFP eignet sich im Prinzip für die Therapie vieler Formen von sogenannten Persönlichkeitsstörungen. Zusätzlich können wiederkehrende emotionale (Gefühls-)Probleme, Schwierigkeiten im beruflichen Umfeld und Belastungen in den Beziehungen zu wichtigen Anderen ein Grund für eine TFP-Behandlung sein.

Im Speziellen bietet sich TFP an die für die Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen im eigentlichen Sinn, für histrionische Persönlichkeitsstörungen sowie paranoide, schizoide und narzisstische Persönlichkeitsstörungen.

Weiterhin eignet sich TFP auch für Menschen mit den genannten Diagnosen, bei denen Komplikationen bestehen wie Alkoholismus und Drogenkonsum, Medikamentenabhängigkeit, Essstörungen, antisozialen Zügen oder Hypochondrie. Möglicherweise muss hier die Komorbidität (zusätzliche psychische Störung) zuerst therapiert werden. Auch Persönlichkeitsstörungen mit chronischer Angst oder Phobien, Depression, somatoformen und dissoziativen Symptomen sind geeignet für TFP.

Patienten mit Problemen, ihren Ärger oder ihre Wut zu kontrollieren, profitieren gut, wenn sie noch genügend Bereitschaft und Interesse zeigen, sich um Freundschaften und Arbeit zu bemühen.

Bei gleichzeitiger posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) braucht es aus Sicht der TFP einen besonders stabilen therapeutischen Rahmen und eine tragfähige Arbeitsbeziehung.

3. TFP als psychotherapeutische Methode

TFP arbeitet nach psychoanalytischen Prinzipien und verzichtet auf supportive Techniken. TFP beschreibt einen sehr strukturierten Behandlungsansatz mit mehreren Therapiephasen, die sich am Entwicklungsfortschritt des Patienten orientieren. Diese Fortschritte zeigen sich z.B. an der zunehmenden Stabilisierung des Selbstbildes, am Nachlassen des sogenannten Agierens, an der Abnahme spaltender Abwehrmanöver oder einer besseren Impulskontrolle.

Die Therapie findet im Sitzen statt, mit ein bis zwei Wochenstunden über einen Zeitraum von ein bis drei Jahren. TFP wird von den Krankenkassen als modifizierte ambulante Psychotherapie bei Patienten mit Persönlichkeitsstörungen anerkannt, entweder als tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (bis 120 Sitzungen) oder als psychoanalytische Psychotherapie (bis zu 300 Sitzungen).

4. Das TFP-Manual (Handbuch)

Das TFP-Manual (Yeomans et al. 2017) beschreibt unter Verwendung von Fallbeispielen und Therapiesequenzen praxisnah die Therapieprinzipien und –Bausteine der TFP.

Übergeordnetes Ziel der TFP („Strategie“) ist die Verbesserung des Selbstbildes und die bessere Regulation der Emotionen und Impulse. Dazu sind eine Reihe „taktischer Prinzipien“ nötig, die das Grundgerüst der Behandlung bilden. Dazu wird in jeder Stunde auf die Sicherung des Therapierahmens geachtet, es wird auf Geschehen in der therapeutischen Beziehung fokussiert und abgezielt auf eine zunehmende Integration der widersprüchlichen, abgespaltenen inneren Bilder („Repräsentanzen“) von sich und anderen.

Der TFP-Therapeut arbeitet nach den folgenden Vorgaben: Zunächst gilt es, sich die Probleme des Patienten entfalten zu lassen, wofür die Haltung der technischen Neutralität als grundlegend angesehen wird. Dies bedeutet, die Verwirrung in der inneren Welt des Patienten, wie sie sich in der Therapie zeigt, zu ertragen, und nach den dahinterliegenden dominanten und widersprüchlichen Objektbeziehungen zu fahnden. Im nächsten Schritt werden die „Akteure“ dieser Objektbeziehungen benannt, und die Reaktion des Patienten darauf untersucht. Es wird angestrebt, die Beziehungsmuster zu erfassen, dem Patienten bewusst zu machen und deren innere, gegenseitige Zusammenhänge zu verstehen. Das soll im letzten Schritt zu einer „Integration“, einer Verinnerlichung zuvor abgespaltener innerer Bilder führen. Durch die Techniken der Klärung und Konfrontation wird eine „gemeinsam geteilte Realität“ und Sicht auf die Übertragung hergestellt. Dadurch wird der Weg für eine Deutung der Konflikte gebahnt.

Die Behandlung soll die Entwicklung und Nachreifung der Ich-Identität mit einem integrierten Selbstkonzept fördern. Das Vorgehen stellt einen sich wiederholenden Prozess dar, der im Verlauf einer erfolgreichen Therapie immer zügiger durchgearbeitet werden kann.

Weitere Informationen zu der Behandlungsform und zur Möglichkeit, sich weiterzubilden, finden Sie unter:

www.tfp-institut-munechen.de